Rosenthal - Ró¾ant

Der Ort wurde erstmals um 1350 als Rosental, später auch als Rosintal erwähnt. Vom 17. Jahrhundert an ist die Grundherrschaft des Klosters Marienstern nachgewiesen. Seit 1875 heißt der Ort Rosenthal. Ob die sorbische Namensform Roszant ist oder zu altsorbisch róžen ‚Querholz‘ gehört und demnach eine Siedlung am Knüppelweg bezeichnete, der hier durch eine sumpfige Bodensenke führte, bleibt ungewiss. Aufgrund der Gegebenheiten der Ortslage mussten jedenfalls früher beim Bau der Häuser Eichenstämme als Fundamente in den Boden eingelassen werden.

Nach dem Zinsregister von 1375/82 leisteten acht Rosenthaler Gehöfte Abgaben an das Kloster. 1506 erwarb das Kloster auch den restlichen Teil des Ortes. Die patrimoniale Abhängigkeit des Dorfes gegenüber dem Kloster bestand bis 1836. Damals hatte Rosenthal 166 Einwohner. Die große Wallfahrtskirche mit ihrem hohen Kirchturm und seiner geschwungenen Turmbedeckung ist wie ein unverwechselbares Wahrzeichen weit zu sehen. Der Mariengnadenort ist im Bewusstsein der hier beheimateten Menschen tief verwurzelt. Als Pilgerstätte ist Rosenthal weit über das Städtedreieck Bautzen-Kamenz-Wittichenau hinaus in der Diaspora des Bistums Dresden-Meißen bekannt.

Mit der Jahreszahl von 1682 steht am südöstlichen Ortsausgang die älteste der für das Gebiet der katholischen sorbischen Lausitz markanten Betsäulen. Im Ort befinden sich weitere Gebetssäulen, auch auf privaten Grundstücken und auf der großen Wallfahrtswiese. Dort am Waldrand, wo bei besonderen Anlässen die Gottesdienste unter freiem Himmel stattfinden, steht eine 1833 errichtete Sühnungskapelle. Bis 1994 war Rosenthal eine eigenständige Landgemeinde mit den Ortsteilen Piskowitz, Schmerlitz, Zerna, Gränze und Laske (seit 1974). Dann wurde es mit der Gemeinde Ralbitz zu Ralbitz-Rosenthal vereinigt.

           


Wallfahrtskirche Rosenthal

Die unscheinbare kleine Statue im Strahlenkranz des Hochaltars wird vom unbefangenen Besucher der großen Wallfahrtskirche kaum wahrgenommen. Aber gerade ihre Anwesenheit ist der Mittelpunkt einer traditionsreichen Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von der Linde. Die Legende berichtet: Einst erblickte der Herr Lucianus von Zerna, als er zur Jagd hinausritt, von fern eine weiß gekleidete Frau. Neugierig gab er seinem Pferd die Sporen. Es gelang ihm jedoch nicht, den Abstand zwischen sich und der Fremden zu verringern. Schließlich entschwand sie seinen Blicken auf einem bewaldeten Hügel bei Rosenthal. Als er an den Ort angelangt war, erblickte er an einer Linde eine kleine Marienstatue aus Holz, die von hellem Lichtschein umgeben war. Als dies bekannt wurde, kamen die Menschen hierher, um vor dem Bild zu beten.

Die älteste historisch nachweisbare Nachricht von einer Kapelle zur Verehrung Mariens in Rosenthal aus dem Jahre 1516 spricht von einer Capella Beatae Mariae Virginis. 1537 wurde neben der Holzkapelle ein erstes massives Kirchlein errichtet, welches 1683 um 18 Ellen erweitert wurde. Zuvor waren 1680 „in Rosenthal außerordentlich viele Wallfahrer, um durch die Fürbitte Mariens die Abwendung der schon seit 1677 grassierenden Pest zu erflehen.“ Eine erste geschichtliche Darstellung des Ortes erschien 1692 unter dem lateinischen Titel Epitome historiae Rosenthalensis von J.X.Ticinus. Besondere Verehrung erfährt der Wallfahrtsort Rosenthal unter den katholischen Sorben, wenn zu den kirchlichen Marienfesten Mariä Heimsuchung (2.Juli)

und Mariä Geburt (8.September) sowie zu Pfingsten die Prozessionen aus den umliegenden Kirchgemeinden in Rosenthal zusammentreffen. Besonders erwähnenswert ist der Dankgottesdienst der Osterreiter mit ca. 1000 kräftigen Männerstimmen. Wallfahrtstage der Jugend und der Kolpingfamilien führen Gläubige aus dem gesamten Bistum Dresden-Meißen zusammen.

Die heutige dreischiffige Kirche ist 1778 im so genannten italienischen Rundbogenstil erbaut worden. Am 1. Mai 1945 brannte die Kirche infolge Brandstiftung und Beschuss während der letzten Kriegshandlungen bis auf die Grundmauern nieder. Im letzten Augenblick gelang es, das Gnadenbild aus der brennenden Kirche zu retten. Bereits 1947 konnte die wiedererrichtete Wallfahrtskirche geweiht werden. Ihr gegenwärtiges Aussehen erhielt sie 1997 nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten. Der Hochaltar (1987 aufgestellt) mit dem goldglänzenden Strahlenkranz, in dessen Mitte das Gnadenbild der Muttergottes von Rosenthal ist aus Holz und steinfarbig bemalt.

Er stammt aus dem Kloster St. Marienthal. Das etwa 30 cm hohe, aus Lindenholz geschnitzte, Standbild mag um 1480 entstanden sein. Zu beiden Seiten des Altaraufsatzes stehen die beiden Ordensheiligen - Benedikt, der Gründer des abendländischen Mönchtums und Bernhard von Clairvaux, der Abt aus den Anfangszeiten der Zisterzienser. Die Gedenktafel am Eingang zur Kirche erinnert an P. Boscij Tecelin Met (1759-1835), der sich als Wohltäter der Kirche und Verfasser sorbischen Schrifttums Verdienste erworben hat.

Neben der Wallfahrtskirche ist der Marienbrunnen von besonderer Bedeutung. Aus ihm sprudelt ununterbrochen das heilende Wasser, das immer mehr Menschen ehren und zu Heil –und Gebrauchszwecken holen. Die leider nicht zugängliche Annaquelle ist besonders wegen ihres auf Augen heilend wirkendem Wasser bekannt. Unmittelbar neben der Wallfahrtswiese (nördlich der Wallfahrtskirche) befindet sich die Sühnekapelle.1833 errichtet erinnert sie an Hostien, die bei einem Kirchenraub an dieser Stelle verschüttet wurden. Einige weitere Besonderheiten bietet die unmittelbare Umgebung der Wallfahrtskirche, wie die Administratur, Bildstöcke und Kruzifixe.

           

Weiter führende Informationen zu Rosenthal und zur Wallfahrtskirche:
www.ralbitz-rosenthal.de
www.pielgrzymowanie.eu
Wallfahrtskirche Rosenthal (Broschüre – erschienen 1999 im Verlag Schnell&Steiner GmbH Regensburg)